Beigesteuert von Uwe Beck
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Samstag, 16 Juli 2005 |
Seite 1 von 2 Das Kloster Lorsch lag im hessischen Ried zwischen Bensheim an der Bergstraße und Worms. Es war eine Stiftung der Rupertiner, einer hochadligen fränkischen Grafenfamilie. Gegründet wurde das Kloster im Jahre 764 vom Grafen Cancor und seiner Mutter Willis-winda, der Witwe des Grafen Rupert. Sie übergaben das Kloster ihrem Verwandten, dem Erzbischof von Metz, Chrodegang (Rutgang). Vom Papst erhielt das Kloster im Jahre 765 die Gebeine des heiligen Nazarius. Nazarius bedeutet: der Mann aus Nazareth. Nach der Legende soll Nazarius im Jahre 68 unter Nero den Märtyrertod gestorben sein. Er wurde im Frankenreich sehr verehrt. Die französische Stadt St. Nazaire hat ihren Namen nach ihm. Der Familienname Netzer geht auf ihn zurück. Die Märtyrer galten als Fürsprecher für die Seelen der Verstorbenen. Daher wird bei jeder Schenkung an das Kloster der Schenkungsheilige angesprochen. Die Vorsteher der Klöster waren die Abte. Die ersten Abte stammten aus der Familie der Rupertiner, die auch nach der Stiftung dem Kloster Zuwendungen machten. So schenkte der Bruder des Gründers Thurincbert dem Kloster den Platz für die Kirche. Andererseits stellte Graf Helmerich auch Ansprüche an das Kloster. Deshalb stellte Abt Gundlach 772 das Kloster unter königlichen Schutz. Es wurde dann Begräbnisplatz für die Karoliner. Nach seiner Gründung im Jahre 765 erlebte das Kloster einen steilen Aufstieg. Als Königskloster hatte es Besitzungen von den Niederlanden bis in die Schweiz. Die Zahl der Schenkungen, bis zu 170 pro Jahr, ist von keinem anderen Kloster früher oder später erreicht worden. Weder Fulda, Reichenau, St. Gallen, Cluny, Hirsau, Prüm oder Freising kommen selbst in den Blütejahren nicht über einen Durchschnitt von 20 - 30 Schenkungen pro Jahr hinaus. Mit ca. 3670 Schenkungen war Lorsch Grundherr in 880 Orten, die sich fast auf alle Gaue des fränkischen Reiches verteilten. Der Höhepunkt von Lorsch liegt in der karolingi-schen Zeit und hier besonders unter Karl dem Großen (768 - 814), für den es das Zentruni innerhalb seines Universalreiches war. Unter seinen Nachfolgern verliert es dann rasch im Machtkampf zwischen Staat und Kirche an Bedeutung. Nicht zuletzt der innere sittliche und moralische Zerfall sowie die gestreuten Besitzungen, die Auflösung der Lehnsverfas-sung, das Absinken der kaiserlichen Macht und die Herausbildung der Territorialherrschaften führen dazu, daß der restliche Besitz im Jahre 1232 in das Eigentum des Erzstiftes Mainz übergeht.
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Letztes Update ( Sonntag, 17 Juli 2005 )
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