Seite 1 von 2 Bereits im Jahre 1305 besaß Schwalbach eine katholische Kirche. Diese alte Kapelle stand im früheren Friedhofsgelände und konnte Anfang des 15. Jahrhunderts nicht mehr benutzt werden. Die jetzige Kirche ist vermutlich Anfang des 15. Jahrhunderts erbaut worden. Unterlagen darüber sind leider nicht mehr vorhanden. Bis zur Reformation im Jahre 1517 war Schwalbach eine rein katholische Kirchengemeinde. Die Religionswirren der Reformation haben auch hier ihre Spuren hinterlassen. 1556 war durch den regierenden Grafen Philipp zu Solms-Braunfels der Protestantismus zur Staatsreligion ausgerufen worden. Ein rauher Wind wehte dann seit 1579, als der durch seine Frau beeinflußte Graf Conrad zum Calvinismus übertrat. Selbst Tätlichkeiten zwischen den Pfarrern sind nun nachweisbar und zeugen vom rechten seelsorgerischen Eifer. Wer die Predigt versäumte oder durch Schwätzen störte, konnte nun zu Geldstrafen verurteilt werden. Die heutige Kirche stürzte am 28.2.1760, kurz nach 7.00 Uhr ein. Nachdem vor Jahrzehnten schon die Mauern des Kreuzgewölbes durch einen "Donnerschlag gespalten" worden waren und die Überlast des Turmes in der weiteren Zeit den Einsturz gefördert hatten. Auch das schlechte Fundament mochte vor Jahren durch ein in der ganzen Gegend verspürtes Erdbeben gelitten haben. Bis zum Zusammenbruch der Kirche besuchte die Gemeinde weiterhin, wenn auch unter Lebensgefahr, den Gottesdienst. Am Sonntag vor dem Unglück waren die Anzeichen eines baldigen Einsturzes so groß, daß Orgel, Kanzel, Altartisch, Glocken und die Uhr aus der Kirche herausgenommen werden mußten. So sehr die Gemeinde auch über den Verlust ihres Gotteshauses betrübt war, so sehr gab sie doch ihrer Dankbarkeit gegen Gott Ausdruck, daß kein Menschenleben zu beklagen war. Die Gottesdienste gehen in dem alten kleinen und ebenfalls baufälligen Rathaus weiter. Ein weiterer Übelstand war, daß die Trümmer der eingestürzten Kirche die Beerdigungen auf dem um die Kirche liegenden Friedhof behinderten. Dazu kamen die "das Land verderblichen harten Kriegsläufe und die dadurch entstandenen höchstbeklemmenden Zeiten". Es war die Zeit des Siebenjährigen Krieges, und die Franzosen waren im Lande. Eine schwere Lage für die Gemeinde Schwalbach. Trotzdem läßt die Gemeinde den Mut nicht sinken. Sie bringt in einem Schreiben an den Fürsten die Hoffnung auf Neubau einer Kirche zum Ausdruck. Ernst Fürst zu Solms sagt seine Hilfe zu und befreit Schwalbach für bestimmte Zeit von allen Leistungen und macht die Nachbargemeinden mit gelindem Zwang zur Nachbarhilfe mobil. Mit welchem Ernst die Gemeinde den Neubau ihrer Kirche verfolgt, zeigt ein Kostenanschlag vom 20. August 1763 für den Neubau über 5290 Gulden, den ein Herr Sikell aus Weilburg unterschrieben hat. Am 9. September 1763 wird der Kostenanschlag mit Riß der Fürstlichen Regierung vorgelegt und die Bitte um Baugenehmigung ausgesprochen. Dabei wird betont, daß die Gemeindemitglieder an dem Riß nichts auszusetzen haben und daß der Bau schleunigst, noch vor dem einsetzenden Winter begonnen werden müsse, zumal sich das Versammlungshaus in einem baufälligen und gefährlichen Zustand befindet. In den Finanzierungsplan setzt die Gemeinde 500 Gulden ein. Mehr vermag sie nach den traurigen Jahren des Krieges nicht aufzubringen. Der Rest der Bausumme soll durch eine Kollekte innerhalb und außerhalb des Landes aufgebracht werden. Gleichzeitig wird um Genehmigung zu dieser Kollekte und um Ausstellung der nötigen Beglaubigungs- und Freiheitsbriefe für den damaligen Pfarrer Scheurer gebeten, auf den die Gemeinde ihr Vertrauen setzt.
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