Seite 2 von 2 Schon am 12. September 1763 genehmigt die Fürstliche Regierung den Bau mit dem Bemerken, es werde darauf ankommen, das der Bau solide ausgeführt werde und die Kirche in ihrem Fassungsvermögen der Seelenzahl der Gemeinde entspreche; mit einem späteren Anwachsen der Gemeinde müsse gerechnet werden. In dieser Auflage ist wohl auch der Grund für den großen Kirchenbau zu suchen. Das Wachstum der Gemeinde wurde zu stark einkalkuliert. Es wird das Kollektenpatent durch die Fürstliche Regierung auf den Prediger und Seelsorger Heinrich Philipp Gottfried Scheurer und den Kandidaten der Theologie Christian Holtze sowie ein Kollektenbuch mit 244 Seiten ausgestellt. In dem Patent werden die Notwendigkeit des Kirchenbaues und die Armut der Gemeinde und des ganzen Landes hervorgehoben. Es sei durch Krieg, Lieferungen, Fouragierungen und andere Drangsal gänzlich ruiniert und in Schuldenlast gestürzt worden. Die Reise der Sammler - Holtze macht sie immer allein - wollen wir hier nicht verfolgen. Nur soviel soll gesagt sein, daß Holtze nach beschwerlicher Reise auf der Rückkehr in Frankfurt am Main Mitte des Jahres 1767 erkrankt und dort gestorben ist. Für seine Pflege- und Beerdigungskosten werden von der Gemeinde Schwalbach 18 Gulden gefordert. Mit bewundernswertem Optimismus muß der Kirchbau noch im Jahre 1763 begonnen worden sein. Denn schon im Januar 1764 klagt die Gemeinde Schwalbach gegen den Maurer Conrad Biel aus Steindorf, daß er der Arbeit nicht gewachsen sei und daß er den Akkord nicht unterschreiben wolle, zu dem auch das Steinbrechen gehöre. Aber so mutig der Anfang war, so langsam ging es weiter. Im April 1765 bitten die Schwalbacher den Fürsten um Überlassung von Bauholz, da ihre Waldungen gering und schwach seien. Auf Rückfrage geben sie die hoch anmutende Zahl von 93 Stämmen als Bedarf an. Die Gemeinde selber kann lediglich 10 Stämme stellen, 18 Stämme wurden von Bürgern des Landes gestiftet. Der Fürst gewährt eine Beihilfe, die durch Oberförster Pfaff auszuliefern ist. Mitte des Jahres 1765 muß die Geldknappheit so groß gewesen sein, daß die Maurer die Arbeit niederzulegen gezwungen waren. Wie die Kirche überhaupt fertig geworden ist, bleibt aufgrund des vorliegenden Aktenmaterials ein Rätsel. Eine Abrechnung mit dem Kollektanten Holtze Ende 1766 ergibt ein Sammelergebnis von nur 1578 Gulden. Die endgültige Abrechnung ergab folgendes: Von 1763 bis 1766 sind an Kollekten, Gemeindegeldem und geliehenen Geldern 4447 Gulden und 45 Kreuzer eingegangen. Von 1764 bis 1766 sind 4448 Gulden und 25 Kreuzer für den Neubau ausgegeben worden. Jedenfalls wird am 6. September 1767 in der neuen Kirche die erste Predigt gehalten. Merkwürdigerweise erfolgt die feierliche Kirchweih erst sechs Wochen später, nämlich am 18. Oktober des gleichen Jahres. Damit aber sind die Schwalbacher ihre Bausorgen um die Kirche nicht los. In den nächsten Jahren stellt sich heraus, daß schwere Konstruktionsfehler beim Aufbau gemacht worden sind. 1793 müssen vom Fürsten von Braunfels vier eichene Stämme für Säulen und ein Stamm zum Hangwerk erbeten werden, um einen Einsturz der Decke zu verhindern. Der Fürst gewährt Schwalbach die Bitte. Diese Säulen halten noch heute den ganzen Bau. In Erstaunen versetzt eine Notiz, daß trotz der großen Schuldenlast 1798 das Innere der Kirche mit Malerei verziert wird. Jedenfalls sprechen alle Maßnahmen von einer großen Liebe der Schwalbacher zu ihrem Gotteshaus. Was die Väter mit großen Opfern geschafft haben, sollte für die heutige Generation, die unter bedeutend besseren Bedingungen lebt, eine Verpflichtung zur Erhaltung sein. An dieser Kirche ist, abgesehen von einer bescheidenen Überholung kurz nach der vorletzten Jahrhundertwende, kaum etwas getan worden. Es hatten sich unterdessen doch viele Schäden eingestellt, die behoben werden mußten. Die notwendigen Arbeiten wurden in zwei Bauabschnitte eingeteilt. Im Jahre 1957 bekam das Gotteshaus ein neues äußeres Kleid durch einen neuen Außenputz, so daß der Kirchturm, das Wahrzeichen von Schwalbach, nunmehr wieder weit in das Solmser Land leuchtet. Auch das Dach wurde gründlich durchgearbeitet. 1959 wurde das Innere der Kirche einer gründlichen Überholung unterzogen. Decke, Boden und Wände mußten ganz oder zum Teil erneuert werden.
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